DER TransPrivacy Blog

mit Texte, Schriften und Kommentare von Bloggern und Autoren zum Projekt

12.09.2011
01:12

Synthetische Räume

Im Zentrum von TransPrivacy steht die Frage, ob und wie sich der Begriff der Privatheit und der Öffentlichkeit durch die zunehmende Nutzung der Medien, allen voran des Internets, verändern.

Privates und Öffentliches, das hat auch immer etwas mit Ort und Raum zu tun. Und beide Begriffe sind im Rahmen des Projekts immer auch als Metaphern für Intimtät und Transparenz zu verstehen.
Und so geht es bei TransPrivacy natürlich nicht darum, ob sich unser Verhalten zu Hause im Wohnzimmer oder im stillen WC denn wirklich durch die Nutzung von facebook und twitter maßgeblich wandeln würden.
Vielmehr geht es um die Frage wie sich bestimmte Handlungen die früher nur der privaten Sphäre zugeordnet waren, nun in den öffentlichen Raum verlagen – und umgekehrt.

Das hat viel mit der Frage nach Intimität zu tun, diese kann durch Mediennutzung an ganz neuen Stellen entstehen – jeder kennt mittlerweile die Situation, wenn einen Mitreisende im öffentlichen Nahverkehr, ob nun bewusst oder unbewusst, an den Details ihres Privatlebens teilhaben lassen.

Die beiden folgenden Projekte stehen exemplarisch für das worum es hier geht, nämlich um die zunehmende Durchdringung unserer Umwelt durch Medientechnologien und die damit verbundene Wandlung von Intimität.

Eine räumliche Sphäre - hier beide Male über Klänge und Töne erzeugt - überlagert die vorhandene Akustik eines Ortes und bildet so einen, neuen, synthetischen Raum. Das Publikum ist in beiden Fällen durch die Kopfhörer voneinander abgeschirmt, im gleichen Moment aber Teil eines gemeinsamen, über Technik definierten Wahrnehmungsraumes. 

Silent Disco: Wonderwall

Aufnahme vom beim Berlin Festival 2011 (via spreeblick)

We watch you watch

We watch you watch
Grabbelplatz, Düsseldorf, Mittwoch, 24. August · 19:30 - 22:30
In Kooperation mit dem FFT
Kunsthalle Düsseldorf mit Blick auf den Grabbelplatz
Frontaler Blick

Auf den Facebook-Infoseiten der Kunsthalle Düsseldorf findet sich der folgende Text zum Projekt:

Grabbeplatz, Düsseldorf. 19.37 Uhr. Passanten überqueren den Platz. Eine Frau mit schwarzem Pudel bleibt stehen. Guckt. Weiter rechts telefoniert jemand. Vor dem Café streiten sich zwei. Alltag.

Reis oder Kartoffeln oder doch lieber Spaghetti, das geht am schnellsten. Dieser Riesenidiot, ich hasse ihn. Wann kommt Lea überhaupt vom Turnen? Ich muss doch ein anderes Foto von mir einstellen, ein schöneres.

Auf einmal hören wir die Gedanken der Passanten. Können ihre Telefonate belauschen. Intimes wird offenbar. Die Grenzen zwischen Privatem und Öffentlichen verschwimmen. Machen das alle freiwillig? Gibt es jetzt Google Brain? Wer sind die Gedankenleser? Haben sie einen Auftraggeber? Die Gedankenleser wissen, was die Menschen denken, was sie essen, wo sie wohnen und wie viel sie verdienen. Sie fordern den Voyeurismus der Zuschauer heraus, locken sie in die Welt der Geheimnisse der Passanten, bis da keine mehr sind. Bis wir gar nicht mehr wissen wollen, was der Mann an der roten Ampel denkt.

Die drei Protagonisten sind mit Mikroports ausgestattet und über Funkkopfhörer mit den Zuschauern verbunden. Wir sitzen mit ihnen vor einem Café. Sie synchronisieren den vor uns liegenden Platz. Paare, Familien, innere Monologe. Sie schlüpfen in die Köpfe der Düsseldorfer Passanten und lassen deren Gedanken laut werden. Ungeahnte Beziehungen zwischen Unbekannten werden offenbar. Die Passanten werden Teil einer Erzählung, von der sie nichts ahnen, aber deren Protagonisten sind.

alle Fotos Katja Illner/Kunsthalle Düsseldorf
weitere infos auf der Facebookseite der Kunsthalle Düsseldorf

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