Hintergrund und Kontext des Projekts

10 Jahre nach dem ersten Dot.com-Boom wird deutlich, die damals geäußerten Visionen und Ideen waren keineswegs überzogen. Die Veränderungen welche die digitale Revolution, vor allem aber die noch vor wenigen Jahren unvorstellbare Ausbreitung des Netzes, für uns und unser Leben mit sich bringen, sind gravierend und werden unser Leben wieder einmal für immer verändern.


Öffentlichkeit im erneuten Wandel

Die etablierten Konzepte von Öffentlichkeit und Privatsphäre sind durch die digitalen Tech- nologien in den vergangenen Jahren mehr als ein mal in Frage gestellt und damit auch ein Stück weit neu definiert worden.
Und die erneute Aushandlung der Begriffe, der damit verbundenen Ideen und der darauf basierenden Gesellschaft ist noch lange nicht abgeschlossen.

Nachdem vor allem die Fraktion der Datenschützer den politischen Diskurs maßgeblich mitbestimmt haben, sind nun im Zuge von Googles Streetview-Projekten sogenannte Post- provacy-Aktivisten auf den Plan getreten, die in ihren radikalsten Positionen für eine völlige Aufgabe des Konzepts der Privatsphäre plädieren.

Zäsur Wikileaks

Doch mit zu den gravierensten Einschnitten in der noch recht kurzen Historie des Internets gehörte das Erscheinen von Wikileaks mit seinen spektakulären Veröffentlichungen.

Gleichwohl viele der Informationen des Cablegate vergleichsweise banal waren, oder zumindest keine bahnbrechenden, neuen Erkenntnisse mit sich brachten, ist mit Wikileaks ein Präzidenzfall entstanden und ein Paradigmenwechsel vollzogen worden, hinter den wir nicht mehr einfach so zurück können und der Institutionen und Staaten vor gewaltige Herausforderungen stellt.
Denn von nun an ist klar geworden, kein Geheimnis und keine Information, wenn sie denn einmal digitalisiert ist, ist mehr vor Veröffentlichung sicher.

Alle Strukturen, Institutionen und Personen und damit natürlich auch ganz automatisch be- deutende Bereiche des Staatsapparats müßen sich nun verstärkte Sorgen um die Wahrung von Geheimnissen machen oder nun lernen mit der potentiellen Transparenz und Offenheit umzugehen.

Johny Häusler von Spreeblick.com zitiert in seine Blog treffend den Guardian: “Entweder, Regierungen lernen, mit einer „wikileakbaren Welt“ zu leben, oder sie müssten das Internet abschalten. Es gibt es unter den Augen der Öffentlichkeit keine andere Methode, mit den bestehenden und kommenden Leaks umzugehen, als mehr Offenheit – oder ganz offensichtliche Unterdrückung.“ [1]

Ein gesellschaftlicher Lernprozeß beginnt

Doch in einer Demokratie wie der unsere ist der damt verbundene Lernprozeß keineswegs auf die Regierung beschränkt. Die Gesellschaft als Ganzes, also wir, sind gefordert, hier Strategien für den Umgang mit einer leakbaren Welt zu entwicklen.
Das Transprivacy-Projekt liefert mit heterognenen Positionen aus unterschiedlichen Bereichen einen Beitrag zu diesem aktuellen Diskurs.

In dem es unterschiedliche Sichtweisen und Ansätze vereint, bietet es über die Pro- jektlaufzeit einen offenen Ort des freien Austausches, der Reflektion und Kommunikation.
Darüber hinaus, bildet es nach Abschluss des Projekts ein Archiv von Text-, Ton- und Bildbeiträgen zum Thema und bildet somit einen Beitrag für weiter Diskurse.

[1] http://www.spreeblick.com/2010/12/13/wikileaks-und-julian-assange-anarchy-in-the-ip/